Kinder mit ADHS erfordern spezielle Erziehungsmethoden, die sie dabei unterstützen, mit den Anforderungen des Alltags zu Recht zu kommen. Dabei ist natürlich jedes Kind anders und die Symptome sind individuell verschieden stark ausgeprägt.
Die folgenden Tipps sind daher als allgemeine Empfehlungen zu verstehen, die das Miteinander von Eltern und Kindern mit ADHS erleichtern können. Dabei besitzen viele Empfehlungen auch Gültigkeit im Umgang mit Kindern ohne ADHS.
Was Eltern tun können um sich und ihrem Kind zu helfen
Wählen Sie eine klare einfache Kommunikation
- Sprechen Sie mit ihrem Kind in ruhigem, aber bestimmtem Ton. Nicht ironisch, zynisch oder aggressiv. Vertreten Sie dabei einen klaren Standpunkt.
- Geben Sie kurze Feedbacks wie bspw. „gut“, „okay“ oder „stopp“.
- Diskutieren Sie einen Streit oder einen Konflikt nicht unmittelbar danach aus. Beenden Sie ihn lieber durch Schaffen von Fakten.
- Wenn Sie Regeln einfordern, stellen Sie sich vor, es gehe um eine wichtige Regel im Straßenverkehr. So drücken Mimik, Tonfall und Gestik Entschlossenheit aus.
Motivieren Sie positiv und verstärken Sie die positive Beziehung zu Ihrem Kind
- Richten Sie Ihren Blick auf die Dinge, die Ihr Kind gut macht, die es schafft, die ihm gelingen. Einem Kind mit ADHS fallen oft auch scheinbar selbstverständliche Dinge deutlich schwerer als anderen Kindern.
- Versuchen Sie ihrem Kind möglichst oft etwas Nettes zu sagen. Zeigen Sie ihm, dass es geliebt wird.
- Loben Sie nicht nur die Erfolge, sondern auch die Bereitschaft zur Anstrengung und den positiven Willen etwas zu tun.
- Halten Sie Ihrem Kind keine Fehler aus der Vergangenheit vor.
- Übertragen Sie Ihrem Kind sinnvolle Aufgaben. Das stärkt das Selbstbewusstsein des Kindes.
- Begrenzen Sie geforderte Handlungen auf eine Sache und nicht mehrere gleichzeitig. Gehen Sie auch immer nur auf eine Sache nacheinander ein und vermeiden Sie dadurch eine Überforderung des Kindes.
- Nehmen Sie sich immer wieder Zeit für gemeinsame und schöne Aktivitäten mit Ihrem Kind.
- Fördern Sie den Kontakt zu Gleichaltrigen
Loben Sie Ihr Kind
- Wenn Ihr Kind Regeln einhält, darf auch das Lob nicht fehlen! Reagieren Sie nicht nur, wenn etwas nicht klappt.
- Erkennen Sie auch die positive Bereitschaft und die Versuche etwas zu tun an, nicht nur den Erfolg.
- Verstehen Sie Lob aber nicht als übertriebene Lobpreisung bei jeder Kleinigkeit. Ein kurzes anerkennendes Wort, ein freundliches Nicken, ein Lächeln reicht aus, Ihrem Kind die Anerkennung zu vermitteln.
Vermitteln Sie Sicherheit und stellen Sie klare Regeln auf
Kinder mit ADHS fällt es schwerer sich selbst zu steuern als anderen und müssen daher stärker gelenkt werden. Klare Regeln und die konsequente Umsetzung helfen dem Kind dabei und vermitteln ihm Sicherheit.
- Definieren Sie klare Verhaltensregeln und formulieren Sie Konsequenzen (nicht Strafen) für deren Nichteinhaltung. Ist Ihr Kind alt genug, so sollten Sie die Regeln mit ihm gemeinsam aufstellen.
- Stellen Sie sicher, dass alle Bezugspersonen im Hinblick auf die Erziehung sich einig sind und diese Verhaltensregeln kennen und umsetzen.
- Kommunizieren Sie die vereinbarten Regeln und Konsequenzen auch mit den Lehrern.
Seien Sie konsequent
Konsequenz bedeutet durch die Vorhersehbarkeit auch Sicherheit für Ihr Kind.
- Wird eine Regel nicht eingehalten, so sollte dies auch die vereinbarte bzw. vorhersehbare Konsequenz haben. Diese muss nicht hart sein, sollte aber immer erfolgen.
- Konsequenzen sollten unmittelbar auf das problematische Verhalten erfolgen und nicht erst zeitversetzt später.
Schaffen Sie Tagesabläufe mit festen Strukturen und Ritualen
Routine hilft allen Menschen, den komplexen und langen Alltag zu bewältigen. Das gilt umso mehr für Kinder mit ADHS, denen damit viel Unsicherheit und Angst genommen werden kann. So können sie ruhiger und entspannter in die nahe Zukunft blickenn.
- Entwickeln und leben Sie regelmäßige Abläufe zur gleichen Uhrzeit (z.B. beim morgendlichen Besuch im Bad, beim Frühstück, Essen, beim Zubettgehen etc.). So kann sich Ihr Kind darauf einstellen und hat weniger Grund zu emotionalen Ausbrüchen.
- Gehen Sie immer dieselben Wege zum Kindergarten, zur Schule etc.
- Versuchen Sie auch eine feste Zeit für die Hausaufgaben zu vereinbaren.
- Rechnen Sie mit Widerstand, das ist völlig normal! Routine stellt sich nicht von heute auf morgen ein und es kann Sie eine Menge Geduld und Nerven kosten, dem Alltag eine feste Struktur zu geben. Aber die Investition lohnt sich! Denn steht der Tagesablauf mit festen Regeln wird er als Teil des Tages auch akzeptiert und jeder kann entspannter dem nächsten Tag entgegensehen.
- Unterwerfen Sie nicht alles starr den strengen Regeln. Kleine Abweichungen können durchaus positive Wirkungen haben, aber generell sollten wiederkehrende Tätigkeiten einem bestimmten Muster folgen.
Behalten Sie die Übersicht und versuchen Sie, Probleme vorherzusehen
Die Erziehung von Kindern mit ADHS ist Schwerstarbeit. Dabei Wut und Verzweiflung zu erleben, ist völlig normal, aber das Ausleben nicht hilfreich.
- Versuchen Sie einen gewissen inneren Abstand zu bewahren, um in Krisensituationen möglichst ruhig bleiben und den Überblick behalten zu können.
- Führen Sie sich in kritischen Situationen vor Augen, dass Ihr Kind eine Beeinträchtigung hat und es ihm daher oft schwerer fällt, wie andere Kinder zu reagieren. Es ist keine gezielte Absicht.
- Oft kennen Sie bereits die Situationen, die mit Ihrem Kind problematisch sind. Dies können z.B. die Hausaufgaben sein, das Zubettgehen oder der Besuch, der kommt. Versuchen Sie in einer ruhigen Minute vor einem solchen Ereignis noch einmal die wichtigsten Regeln mit Ihrem Kind zu besprechen. Unter Umständen kann auch die Vereinbarung einer Belohnung für das Einhalten der Regeln hilfreich sein.
Versuchen Sie nicht, perfekt zu sein und denken Sie auch an sich
- Alle Eltern machen immer auch Fehler. Und Ihre Aufgabe ist um einiges schwerer als die vieler anderer. Hadern Sie also nicht mit sich!
- Versuchen Sie, die Erziehungsregeln so gut es geht einzuhalten, aber denken Sie immer daran: Perfekt ist niemand!
- Denken Sie daran, Gelegenheiten zu finden, sich selbst zu entspannen und sich etwas Gutes zu tun. Sie sind besonders gefordert und von Ihrem Ausgleich profitieren nicht nur Sie, sondern auch Ihr Kind.